Zum Foto: Der Becherbacher Florian Regitz (von links), die stellvertretende Vorsitzende Ingrid Braun aus Ludwigshafen, Jerome Raßweiler (Medienbeauftragter), Imker Ralf Schöndorf aus Rheingönheim und Erste Vorsitzende Claudia Rhein aus Löllbach (rechts).

Becherbach bei Kirn. Ein Steinwurf von der Tenne entfernt in der Flurwiese wurde ein altes Bienenhaus mit knapp einem Dutzend Völker samt Königin reaktiviert. Florian Regitz knüpfte die Kontakte zwischen der Becherbacher Eigentümerin Isolde Reidenbach („Blechschmieds Isolde“) und dem im Oktober 2020 neu gegründeten Löllbacher Verein „Lebe-einfach e.V.“, der das Bienenhaus pachtete. Durch die wesensgemäße Bienenhaltung im Einklang mit der Natur leistet der Verein einen aktiven Beitrag zum nachhaltigen Naturschutz und ist erster Kooperationspartner des zertifizierten Bioladens „Achtsamland“ in Löllbach, Auf dem Hof 22. Bei dem Postkartenidyll scheint es so, als ob die Zeit stehen geblieben ist – jedenfalls haben alle dasnostalgische Bienenhäuschen alle lieb gewonnen und einheimische Becherbacher können sich 30 Jahre zurückerinnern, als köstlicher Bienenhonig von Paul Heinisch auf dem Frühstückstisch stand. Es ist das Erstlingsprojekt um die Löllbacher Vorsitzende Claudia Rhein mit 30 Mitgliedern aus ganz Rheinland-Pfalz und der Region um Meisenheim – Ziel sind nach Corona landesweit mittelfristig 500 Mitglieder, um etwas in der Region bewegen zu können. Der 22-jährige Industriemechaniker bei Schneider-optik in Bad Kreuznach macht die IT und baut den Online-Shop des Vereins auf.

„Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“Vereinsphilosophie und Maxime der Idealisten ist, Gutes zusammenzubringen, Gutes aus dem Ökologischen, Gutes und kreatives aus dem Handwerk, Gutes aus dem Bereich der Natur und Heilung zu bündeln und zusammenzubringen. „Wenn man diese vier Bereiche bündelt, lernt man die Natur, seine Heimat und die Menschen wertzuschätzen – man muss sein Glück nicht in der Stadt suchen, wenn es vor der Haustür liegt“ sagt Claudia Rhein aus tiefster Überzeugung. Ein Beweggrund „ruhig und achtsam zu leben“ war, dass ihre heute 28 und 30 Jahre alten Töchter als Kleinkinder über Jahre hinweg todkrank waren. „Dann lernt man, dass das irdische Leben endlich ist und seinen Wert zu schätzen“, sagte sie nachdenklich, die in Löllbach einen Bioladen „Auf dem Hof“ betreibt. „Wir müssen raus, uns bewegen, niemand darf einsam sein“, mit diesem Becherbacher Bienenhaus in der Flurwiese werden Nostalgie und Kindheitserinnerungen lebendig. Es gelte, das Kind in einem selbst zu wecken und die Jugend mitzunehmen. Unfassbar viele Menschen in der Region hätten einen Traum vom einfachen Leben – „Bio ist einfach, daran hat man Spaß und Freude und wird gesünder – und wenn Corona rum ist, werden wir ein Fest nach dem anderen feiern“, dachte sie laut nach. Claudia Rhein gründete den Bio-Laden „Achtsamland“ in Löllbach, sie war einst Ziegenzüchterin und war mit ihrem Ziegenkäse die einzige landesweit, die Goldene DLG-Preise einheimste.

Zurück zum Becherbacher Bienenhaus: Jede Woche jagt eine Hiobsbotschaft die nächste – Klimawandel und Lebensmittelskandale, Wald- und Artensterben, Pestizide und Überdüngung, Nitrat im Grundwasser: „Die Artenvielfalt der Kleinstpflanzen und Kräuter auf Wiesen fördert die Insektenvielfalt ungemein – fast alle Wild- und Kulturpflanzen werden von Insekten bestäubt, was unersetzlich für die Ökosysteme ist. Die Honigbiene als Nutztier zählt zu dem bekanntesten und fleißigsten Bestäuber.

Man schmeckt an der Milch, was die Kuh gefressen hat, man schmeckt am Honig, wo die Bienenvölker stehen und wo sie sich wesensgemäß ernähren, sagt Imkermeister Ralf Schöndorf. Honig ist das einzige Lebensmittel, was Jahrhunderte ohne Konservierungsstoffe essbar ist – wie Honigwabenfunde aus alten ägyptischen Gräbern dokumentierten, weiß Imker Ralf Schöndorf.

VITA – Zur Person – Erste Vorsitzende Claudia Rhein: Eine bemerkenswerte Frau voller inspirativer Ideen, Kreativität und Tatendrang, die einen Burn-out erlebte und die Überzeugungsarbeit leistet. Die gebürtige Ludwigshafener Frau kam Ende der 1980-er Jahre nach Löllbach und Umgebung, wo sie mit Ehemann und Kindern lebte. Zwischenzeitlich arbeitete sie in der Benediktinerabtei Stift Neuburg bei Heidelberg, gründete dort auf 25 Hektar Land eine GmbH und einen Biolandhof. Sie kehrte heim ins nordpfälzer Bergland und betreibt einen Bioladen in Löllbach. Zudem züchtet sie heute auf einem Großgrundstück die aussterbenden Rassen, etwa das Waldschaf und das ostfriesische Milchschaf oder Ziegen mit dem Ziel, zeitnah einen Arche-Hof zu gründen, wo die Tiere stressfrei ihr Gnadenbrot bekommen

Näheres: Lebe-Einfach e.V. Auf dem Hof 22, 67744 Löllbach www.achtsamland.de 

 

Foto: www.achtsamland_claudia_rhein_blog_beitrag_Zeitungsartikel-980×736.jpg

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